LAY InnenArchitekten im Interview zum MMM-Kongress 2020 in Muenchen.

MMM-Kongress 2020: Interview mit Christoph Lay

Anfang Februar 2020 fand in München der 58. MMM-Kongress als großes Branchentreffen unter dem Titel „Unternehmen als dritte Kraft“ statt.

Herr Lay, was haben Sie aus dieser Veranstaltung mitgenommen?

C. LAY: Sehr beeindruckt hat mich der Beitrag von Dunja Hayali über die „Gesellschaft des Miteinanders“ und von Prof. Timothy Garton Ash zur „Zukunft Europas und des Westens“.
Die TV-Journalistin Hayali plädierte dafür, häufiger mal den Perspektivenwechsel zu versuchen und offen aufeinander zuzugehen. Das halte ich persönlich für wichtig und richtig – auch in unserer Branche kommt es darauf an, in die Kundenperspektive wechseln zu können im wahrsten Wortsinn die Sicht des Kunden einzunehmen.

Als Experte für die europäische Gegenwartsgeschichte ist Prof. Ash für mich ein wirklich beachtenswerter Denker. Er legte fesselnd dar, wie Europa seine Anliegen realisieren könnte – trotz aller aktuellen Probleme und dem Austritt Großbritanniens. Seine klare und auch mal unkonventionelle Sichtweise finde ich faszinierend und auch das Motto „just do it“ kann ich ziemlich häufig unterschreiben.

Was waren darüber hinaus die Beiträge zu den branchenspezifischen Themen, in denen Sie unterwegs sind, also Corporate Identity und Corporate Design?

C. LAY: Da war für mich an erster Stelle der Beitrag von Karsten Kühn, Vorstandsmitglied der Hornbach AG. Er sagte: „Unser Produkt ist nicht Ware. Unser Produkt sind begeisterte Kunden.“ Und er sagte weiter: „Hornbach versteht die Gefühlslagen, den Anspruch, die Sorgen, die Bedürfnisse, die Projekte und die Motivation der Handwerker.“ Das empfinde ich als außerordentlich wichtig, da es ziemlich genau meinen Gestaltungsansprüchen bei dm drogeriemarkt entspricht. Denn bei dm geht es immer um den Menschen. „Hier bin ich Mensch, hier kauf ich ein“ hat sich dm auf die Fahnen geschrieben; und so gestalten wir auch die Läden.

Welcher Beitrag war noch wichtig für Sie, Herr Lay?

C. LAY: Am zweiten Tag des MMM-Kongresses war auch der Vortrag von Bruno Marti ein echter Mehrwert für mich. Der Chief Brand Officer von 25hours Hotels kümmert sich um Marken- und Konzeptentwicklung – genau meine Themen. Seine Denkansätze gefallen mir, genauso wie seine Art der Gastansprache. Er will ein Gefühl der Leichtigkeit und Fröhlichkeit vermitteln, sagen, dass alles nicht so ernst zu nehmen ist. Er setzt auf individuelles Design: So sehen z. B. die majestätischen Suiten des Hotels am Münchner Hauptbahnhof komplett anders aus als das im Mid Century Design gestaltete Hotel in Hamburg Ottensen. Das klingt einerseits logisch, andererseits aber auch gewagt und schlichtweg aufwendig für den Betreiber, wenn er das Storytelling immer neu erfinden muss. Aber genau das macht eine Kette spannend und weckt Emotionen. Die „Local hero-Strategie“ geht auf, finde ich.
Auch bei der Gestaltung der dm-Filialen spielt für mich der Standort sehr oft eine bedeutende Rolle und jede Filiale wird dann mit regionalem Bezug quasi maßgeschneidert.

Herr Lay, Ihr Fazit zum MMM-Kongress: Ist es gelungen, ein Signal des Aufbruchs zu setzen, die Rolle der Unternehmen als Verantwortungsträger und Gestalter zu betonen und Wege aus der Polarisierung aufzeigen?

C. LAY: Spontan würde ich sagen: Ja, absolut! Ich kann zwar nicht für die anderen Teilnehmer sprechen, aber dank der Kommunikation in den Pausen und im Anschluss, habe ich allgemein eine sehr positive – ja nahezu eine Aufbruchstimmung - wahrgenommen. Der Wille ist da, sogar zwischen direkten Mitbewerbern voneinander zu lernen, miteinander an best-practice-Methoden zu arbeiten und miteinander eine gute Zukunft zu gestalten. Nicht zuletzt das Rezyklat-Forum hat das wunderbar veranschaulicht. Hier arbeiten Wettbewerber zusammen gegen die Plastikvermüllung – höchste Zeit, möchte man sagen und auch für mich persönlich nochmals der Reminder, hier wachsamer zu werden bei z.B. bei dem Thema Verbundmaterialien.
Ich kann abschließend sagen, dass ich frische Impulse bekommen habe und ich aus dem Austausch mit den anderen Unternehmern – wie jedes Mal - viel mitnehme. Nun gilt es, die neuen Denkanstöße erstmal selbst zu verarbeiten und dann zusammen mit meinem Team und unseren Kunden weiter wachsen zu lassen.